Die drei Gleichen

13 05 2008

„Hä, was ist das denn?“ werden sich die meisten wohl fragen. Die drei Gleichen sind Teil des „Thüringer Geoparks Drei Gleichen„, ein idyllisches Stückchen Erde zwischen Arnstadt und Gotha. Der Name rührt von den drei dortigen Burgen her: Die Burg Gleichen, die Mühlburg und die Wachsenburg.

Bei diesem herrlichen Sommerwetter also Grund genug am Pfingstmontag eine kleine Wanderung zu unternehmen. 😀 Früh morgens machten wir uns zu viert vollbepackt auf zur Bummelbahn in Richtung Erfurt, Ausstieg beim Bahnhof Wandersleben (in Fahrtrichtung rechts 😉 ). Sehr sehr leidend musste ich alsbald feststellen, dass es einen doch sehr wurmt ein paar Rennradfahrer zu sehen, während dass eigene Rad mit Rahmenbruch in der Ecke schmort. 👿 Schon direkt beim Verlassen des kleinen Örtchens Wandersleben konnte man die drei Tagespunkte erspähen. Schon kurze Zeit später nahmen wir den ersten Anstieg in Angriff um aggressiv nicht den Abhang abzurollen, sondern anständig (oder albern (Auslegungssache)) am Aussichtspunkt anzukommen. Geschaaaft! 😀
Die Burg Gleichen gleicht momentan leider nur noch einer Ruine, aber einer sehr gut erhaltenen mit ein paar wirklich sehr schönen romantischen Ecken. Aber was erzähl ich, sollen doch die Bilder mit vielen Aus- und Durchblicken sprechen:

Burghof
Ausblick auf die Mühlburg
Durchblick #1
Durchblick #2

Nach der ersten kurzen Mahlzeit wurden die Wanderstiefel wieder geschnürt und auf gings durch den dichten Dschungel thüringischer Berghänge in Richtung Mühlburg. Auf dem Weg dort hin stolperten wir quasi über die Oel- & Graupenmühle und folgten unserer Wegbeschreibung dem kleinen Flüsschen durch Mühlberg. Leider suchten wir vergebens nach der Karstquelle desselbigen, da wir aus Versehen falsch abgebogen waren, aber so ein kleiner Viadukt ist auch ein schönes Fotomotiv.

Viadukt

Kurze Zeit und einen steilen Anstieg später erreichten wir die Mühlburg. Leider nicht ganz so gut erhalten, aber der perfekte Ort um die mitgebrachten Pfannkuchen, Fleischbällchen, Sandwiches, Kartoffelsalat, Äpfel, Birnen und Trauben in einem ausgedehnten Mittagsmahl in der prallen Sonne lecker zu vertilgen. 😀

Mühlburg

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto machten wir uns über den Bergrücken der Schloßleite (Gustav-Freytag-Weg) zu unserem letzten Ziel auf. Wenn ich mich richtig entsinne finden sich hier viele kleine Grenzsteine aus dem Jahre 1777, die das Hoheitsgebiet des Bischofs von Mainz begrenzten; auf der Rückseite das Erfurter Mühlrad. Langsam traten die ersten Müdigkeitsanfälle bei uns auf – aufgrund der vielen Hitze und des vielen Wanderns – aber verschiedene Kuriositäten lockerten während des ganzen Tages über immer wieder unseren Weg auf 😆

Sonnenuhr

Schließlich erreichten wir über den Alabasterbruch die Veste Wachsenburg, die besterhaltenste Burg der drei Gleichen. Dort kann man als Wanderer oder Radfahrer auch mit frischem Hopfenmalz versorgt werden, was wir uns natürlich nicht zweimal sagen ließen.

Wachsenburg

„Der ist gemein zu mir!“ (kleiner Insider) 😛 Wer unartig ist kommt übrigens hier rein:

Pranger

Gut gelaunt mit vollem Magen konnte ich schließlich meinen Rekord im blind laufen auf 500 Schritte ausdehnen. 😯 Am Bahnhof Haarhausen nahm uns nach geschätzten 8 Stunden lustiger und sehr gemütlicher Wanderung wieder die mit Radfahrern und Studenten überquellende Bummelbahn nach Ilmenau auf.
Die drei Gleichen sind eine wunderbare Idee für einen sehr schönen Tagesausflug mit toller Natur und angenehmer Strecke, also zum nachmachen unbedingt empfohlen! Danke für diesen tollen Tag und ich bin mal gespannt wer morgen den besten Sonnenbrand hat. 😉





Zuggeschichten

4 12 2007

Kapitel 1: Ironie am laufenden Band (Ilmenau – Göttingen) 

Eigentlich war es ja ganz einfach geplant: ich kaufe in Ilmenau am Fernverkehrsautomaten meine Fahrkarte bis zum Fahrtziel, steige in die Erfurter Industrie Bahn bis Neudietendorf (bis dahin gilt das Semesterticket) und habe dort eine gemütliche halbe Stunde um in den Regionalexpress nach Göttingen umzusteigen. Soweit so gut – doch es kam natürlich alles anders: 😯
Zu Beginn musste ich feststellen dass „auf den Zug rennen“ im Vergleich zu „auf den Zug gehen“ doch manchmal die bessere Alternative ist, insbesondere dann wenn man auch noch vorhat entsprechendes Schienenvehikel zu nutzen. 😉 Dies hielt natürlich mein Mobiltelefon nicht davon ab das zu tun was es als bestes kann: klingeln. Es meldete sich ein netter mir sehr bekannter junger Herr, der freundlich nachfragte wann und wo er mir denn die ihm geliehenen 20€ wiedergeben kann. In Anbetracht der knappen Zeit und der aufleuchtenden Frontscheinwerfer des in den Bahnhof fahrenden Zuges musste ich dankend ablehnen. Was mir noch zum Verhängnis werden sollte…
Im anfahrenden Zug machte ich mir so die ersten Gedanken wo und wie ich denn nun die Fahrkarte von Neudietendorf bis Göttingen (oder noch besser gleich bis Hannover) bekommen sollte. Meine Luftschlossbauerei wurde abrupt vom Schienenersatzverkehr unterbrochen. Hat was, wenn alle Fahrgäste eine Polonaise im Gänsemarsch hinaus in den Regen machen und frierend auf den Anschlusszug zu warten. 8) Zwei Stadionen später dasselbe Spiel dann nochmal.
Da Neudietendorf nur einen Fahrkartenautomaten für Nahverkehr besitzt beschloss ich spontan in Arnstadt den Zug zu verlassen, zum Fahrkartenautomaten zu gehen, mir schnell das Ticket herauszulassen und wieder in den wenige Minuten später abfahrenden von Saalfeld aus kommenden RE in Richtung Erfurt einzusteigen. Zug hält, zur Sicherheit nochmal schnell auf den Fahrplan geschaut, die Treppen hinuntergesprintet, auf der anteren Seite wieder hochgehechtet, mit strahlenden Augen den Fahrkartenautomaten gefunden und siehe da: besetzt. 😈 Da dies der einzige war musste ich natürlich warten, bin kurz davor die EC-Karte einzuschieben, da fährt auch schon mein Zug ein. Also nix mit Fahrkarte und die Unterführung wieder zurück gesprintet. 😆
Innerhalb einer 3/4tel Stunde stand ich somit schon in Zug Nr. 4 und bemühte mich den dort innerhalb installierten Fahrkartenautomaten zu bedienen, der selbstverständlich nur für Nahverkehr Tickets auswirft. Doch die Rettung nahte, eine Schaffnerin tauchte auf. Wunderbar, welche Erleichterung, somit konnte ich sie gleichmal damit beschäftigen eine Fahrkarte von Neudietendorf nach Hannover, einfache Fahrt mit Bahncard50 in ihr schlaues Gerät einzugeben. Da fiel mir plötzlich ein: „Kann ich bei Ihnen eigentlich per EC-Karte zahlen?“ „Nein, nur mit Kreditkarte, Geldkarte oder bar.“ Ersteres besitze ich nicht, zweiteres nutze ich nicht und letzteres konnte wohl durch eines der vielen Löcher im Geldbeutel 😉 auf mir völlig unerklärliche Weise der Schwerkraft nicht mehr länger trotzen und war bis auf 9,70€ versickert. Leider zu wenig, also beschloss ich spontan doch keine Fahrkarte zu kaufen, schließlich musste ich auch schon aussteigen dann die Bahn fuhr gerade in Neudietendorf ein.
Gerade fiel mir ein, dass ein paar Minuten vor meinem Anschlusszug noch ein Bummelzug Richtung Gotha fährt, dort hätte ich bestimmt einen Fernverkehrsautomaten gefunden. Also ganz schnell an den einzigen in Neudietendort vorhandenen Automaten und ein Nahverkehrsticket für die 10 Minuten nach Gotha gezogen, doch zu spät, denn da fuhr der Zug auch schon am anderen Bahnsteig auch schon ab. 🙄
Noch ein Versuch was denn der Nahverkehrsautomat noch so für ungeahnte Möglichkeiten offenbaren würde… „Hmmm, Anschlussfahrkarte für Fernverkehr fur 15€, eintauschbar gegen richtige Fahrkarte beim Zugbegleiter oder in Ihrem Reisezentrum.“ Na logisch, Freitag spät Abends haben ja auch alle Reisezentren noch auf, klar. Zu meinem Vergnügen – ja so langsam war ich wirklich auf den Geschmack gekommen – nimmt der Automat natürlich auch keine EC-Karte, sondern nur Geldkarte. 👿 Der Preis war zu leider hoch für Bargeld, da offenbarte sich mir in schwarzen Lettern auf weißem Grund die Lösung der nervenaufreibenden Jagd: „Göttingen“. Mal schaun wieviel das kostet… War ja klar: 10,60€. Leider war der nächste zufällig anwesende Passant nicht so ansprechend auf meine Ansage in der Art von wegen: „Haste mal n Euro!?“ Das klappte nicht so ganz wie ich mir das vorgestellt hatte, denn aufgrund des Kaufes der Nahverkehrskarte nach Gotha fehlten mir ja ganze 3€, was eigentlich gar nichts aber manchmal eben auch die ganze Welt ist. 🙂
Die Gnadenfrist schien abzulaufen: in spätestens 10 Minuten wird der Regionalexpress in Gotha sein. Also heißt das im Klartext: in Gotha raus, an den Automaten, hoffen dass der Zug lang genug braucht um die Fahrtrichtung zu wechseln und schnell wieder hereingesprungen. So der Plan, dacht ich mir – doch das war heute ja schon mal schief gegangen und ich steckte mittendrin. 😆
So frug (oder fragte) ich meinen Nebensitzer, ob er denn wisse wie lange der Zug in Gotha halten würde. Seine Antwort machte bei mir auch noch den letzten Funken Hoffung zunichte, denn im schlechtesten Fall heiße dass verpasster Zug und dann mit Fernverkehr über Fulda nach Göttingen, was einen zustätzlichen Zeitaufwand von 1 1/2 Stunden und Mehrkosten von 15€ ausmachen würde. Noch 5 Minuten. 8) Ich fragte ihn ob er denn noch 3€ für einen armen Studenten übrig hätte… Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch, denn er kam zufällig auch aus Ilmenau. „Klar, kann er schon machen, er würde seine Fahrkarte eh immer im Zug beim Schaffner kaufen.“
War ich erleichtert, aber doch mit den Nerven völlig am Ende als der Zug in Gotha einfuhr und ich mir um die restlichen 150 Kilometer keine Sorgen mehr machen musste. 😀
Die Ironie an der Sache: es kam kein Schaffner und ich habe mir somit auch noch 10€ gespart. Toll! 😆

Kapitel 2: Von heißen Mädels und scharfen Schlüpfern (Göttingen – Hannover)

Am nächsten Tag führte mich mein Weg weiter in die niedersächsische Hauptstadt. Für das kurze Stück von Göttingen aus lohnt es sich durchaus mit dem langsameren, dafür aber nicht weniger gemütlichen, Metronom über die Nebenstrecke zu fahren. Außerdem hat man von den Doppelstockwagen aus eh eine bessere Sicht auf den orange, gelb und blau leuchtenden Sonnenuntergang. 😀
Aufgeschreckt durch ein lautes Lachen aus den Sitzreihen hinter mir wendete ich meinen Kopf um 180° und stellte zu meiner größten Verwunderung fest, dass bei Metronom ab 1.Dezember neue Zugbegleiterinnen eingesetzt werden:

Als dann doch die richtige Schaffnerin auftauchte fand sie das Kostüm mit den Strapsen so ungewöhnlich und lustig, dass sie spontan in ihre Gesäßtasche griff, ihr Mobiltelefon herausholte und ein Foto schoss!!! 😆 Junggesellenabschiede sind schon toll, was!? Vor allem wenn alle so einen riesen Spass daran haben wie bei einem spontanen Telefonat mit der zukünftigen Ehefrau: „Nein Schatz, wir brauchen doch nicht heiraten, ich habe nun selber Brüste!“ 😀
Die Aufgabe war es möglichst viele Sachen aus dem Präsentkorb gegen Bezahlung an (un)freiwillige Zuggäste zu verkaufen. Naja – bleibt die Frage wer hier gegen seinen Willen handeln musste. „Ich feier heute meinen Junggesellenabschied.“ Die rosa Haare und das weiße Puschelschwänzchen schwenkten sich aufreizend. „Ich MUSS Ihnen etwas verkaufen.“
Bei so einem Spass macht man natürlich mit und ich hab dafür ja schließlich auch noch 2 Schnäpse und ein Bier bekommen. 8)
Viele Grüße an die ganze Truppe und viel Glück, Thomas! 😉

Kapitel 3: La Bombe (Hannover – Ilmenau)

Was bleibt einem auf der Rückfahrt nach einem langen und fröhlichen 1.Adventswochenende übrig, wenn der Body-Mass-Index auch schon mal bessere Werte gesehen hat? Nun: wenn der Bummelzug trötend, quietschend, krachend und scheppernd durch die Kurven rattert / mein Lieblingsaushilfsbahnarbeiter sich mit seinem Wagen einen Weg durch die Sitzreihen erkämpt und die ganze Zeit über in seinen schwarzen Rauschebart in breitestem Sächsisch „Kakao, Cappucino, Tee, etwas Kaltes?“ nuschelt / der Schrankenwärter in der orangenen Warnweste freundlich seine Hand zum Gruße hebt / am Streckenrand die letzten Reste von Schnee in silber glänzenden Bahnen die braunen Herbstblätter hinunterrinnen / eine ältere Dame mit zerknitterten Lidl-Tüten sich um die Matschpfützen auf dem Bahnsteig herumkämpfend über den Schienenersatzverkehr aufregt „Ja sollen die jungen Leute ruhig nochmal 1945 miterleben. Aber damals waren wir Trümmer!“ / ja dann ist die Welt noch in Ordnung und man freut sich insgeheim: endlich zu Hause. 😀
Die ältere Dame sollte übrigens Recht behalten, denn keine Stunde später war die Strecke aufgrund eines Bombenfundes komplett gesperrt. Aber da war ich bereits auf dem Weg zu meiner Vorlesung, aufgerissen aus Träumen dem Alltag hinterhertrottend.





Stockholm

10 10 2007

Skandinavien ist ja bekannt für die weite wilde Landschaft, seine einmalige Tierwelt, lange kalte Nächte und bunt angemalte Blockholzhäuser. Stockholm betitelt sich selbst mit „Die Hauptstadt Skandinaviens“, also Grund genung der Hauptstadt Schwedens einen kurzen Besuch abzustatten 🙂

Stockholm liegt strategisch günstig an der Meerenge die die Ostsee mit Malären verbindet. Genauer gesehen wurde die Stadt auf einer kleinen Insel gegründet. Um die einzelnen kleinen Landzüge miteinander durch Brücken zu verbinden und gleichzeitig die Schifffahrtswege zu kontrollieren/abzusperren wurden anfangs Holzpflöcke in den Meeresboden gerammt. Ungesicherte Quellen gehen davon aus dass der Städtename „Stockholm“ hierauf beruht. Selbstverständlich vurde alsbald eine Burg „Tre Kronor“ hinzugebaut, deren Grundfeste heute leider nur noch im Museum zu bestaunen sind. Heute steht das königliche schwedische Schloss an dieser Stelle. Die kleine Hauptinsel Gamla Stan ist mit ihren mittelalterlichen Gässchen zum Touristenmagnet geworden und Stockholm hat seine Grenzen über alle umliegenden Inseln und Landzungen hinaus weit ausgedehnt bis hin zu einer modernen Großstadt mit über 700.000 Einwohnern… Aber der Reihe nach:

Schweden liegt ja auch nicht gleich um die Ecke und die Reise muss gut vorbereitet werden. Am schnellsten geht’s natürlich per Flugzeug. Und da ich noch nie geflogen bin muss ich unbedingt sagen: das ist ja so sautoll, ich kann gar nicht genug davon bekommen. Gleich schon der Start, die Triebwerke auf vollen Schub, man wird in den Sitz gepresst und ab geht’s. Da kann man doch jede Achterbahn getrost vergessen. 😆 Gut — so große bin ich auch noch nicht gefahren. Aber dann im 45° Winkel steil nach oben, die Autos werden kleiner, Städte zu kleinen Dörfern, der Horizont weiter, mit voller Leistung eine Steilkurve nach rechts (Looping wär mir noch lieber gewesen 8) ), rein in die Wolkendecke, gespanntes Warten, der Motor dröhnt, dann ein Lichtstreif, schlagartig öffnet sich die Wolkendecke und die Sonne knallt ins Gesicht, eine weiße Schicht aus Zuckerwatte saust unter den Füßen entlang und während ich bei jedem Wolkenloch den anderen Passagiere lautstark nervend mitteile was ich gerade sehe (die Elbe, die Nordseeküste, nichts außer Wasser, eine Küstenlinie, Kopenhagen usw.) steigt die Sonne schnell hinter den Rand der Welt hinab, die Dunkelheit bricht herein und orangefarben leuchtende Städte versuchen gegen das grüne blinkende Licht am Rand der Tragfläche anzukämpfen während meine Nasenspitze und glitzernden Augen vor lauter Begeisterung an der eisigen Fensterscheibe festzukleben scheinen.
Kurzum: ich werd Pilot! 🙂

003_Götterdämmerung

Vom Stockholm Arlanda Airport gehts mit dem Flygbussara auf die Autobahn in Richtung Innenstadt wo ein gemütliches Hotelzimmer auf uns wartet. Am nächsten Morgen gings nach einem leckeren Frühstück auf zum Sightseeing. Zu Fuß die Drottninggatan (Hauptfußgängerzone) entlang, zum Kungsträdgarden (ein großer innerstädtischer Platz) und zur Strandvägen. Diese Uferpromenade erinnerte mich irgendwie an die südfranzösische Riviera bei Nizza, obwohl ich nie dort gewesen bin. Eine lange Allee, große Stadthäuser um 1900 oder früher, lauter kleine Boote und Schiffa die direkt daneben ankern…
Als erster Pflichttermin steht natürlich das Vasa Museum auf dem Programm. Alle Knäckebrot-Fans muss ich nun leider enttäuschen, denn die Vasa ist ein vom König in Auftrag gegebenes Kriegsschiff aus dem frühen 17.Jahrhundert, dass bei seiner Jungfernfahrt wohl noch nicht entjungfert werden wollte und aufgrund von zu wenig Ballast Schlagseite bekam und nach 800 Metern im Hafenbecken von Stockholm sank. 😯 Irgendwie dumm gelaufen. Das Schiff wurde inzwischen geborgen und ist wegen dem geringen Salzgehalt des Wassers eines der besterhaltensten Schiffe aus dieser Zeit. Das Museum wurde um die Vasa quasi herum gebaut. Schon beeindruckend wenn man sich so einem riesigen Kriegsschiff mit doppeltem Kanonendeck gegenüber sieht. Allein die einfache Größe ist faszinierend, der Besucher hat die Möglichkeit das Ausstellungsstück auf ganzen sieben Ebenen anzuschauen, dazu gibt es noch einen sehr guten informativen Film in (fast) jeder Sprache.
031_Vasa Museet

Auf Djurgarden befindet sich auch Skansen, ein 1891 gegründetes Freilichtmuseum und beliebtes Ausflugsziel. Man sollte sich auch die Zeit nehmen die beiden Aquarien zu besuchen. Diese sind so toll gemacht, denn wie oft findet man es denn dass man sich mitten im Dschungel über eine Hängebrücke wo untendrunter Piranhas lauern wagt, während um einen herum ein tropisches Gewitter stürmt? Die Aquarien und auch die Terrarien bzw. Gehege für die anderen Tiere sind sehr ansprechend gestaltet (und die gilt sowohl für Tier als auch für Mensch). 🙂 In Skansen befinden sich noch alte skandinavische Holzhäuser, Farmen, Windmühle und Kirche. Darüber hinaus auch einheimische Tiere in riesigen Freigehegen wie z.B. Vielfraße, Wölfe, Braunbären, Luchse, Rentiere und Elche. In der Hauptsaison im Sommer bzw. zur Mittsommernachtsfeier ist der Park höchstwahrscheinlich von Menschenmassen überlaufen. In der Abenddämmerung die die leicht herbstlichen Bäume in goldenes Licht taucht ging es ermattet zurück ins Hotel.
059_Ackerbauidylle

Am zweiten Tag machten wir uns auf nach Gamla Stan zum Kungliga Slottet wo jeden Tag die Wachablösung der Soldaten stattfindet. Man muss sich dies in etwa so vorstellen wie beim Buckingham Palace in London, allerdings in blauer Uniform und mit Helm anstatt diesem komischen riesigen Wuschelteil auf dem Kopf. 😉 Die Touristen fanden hinter einen kleinen Absperrung Platz und die Soldaten marschierten auf in Reih und Glied. Dies ergibt ein interessantes Fotomotiv mit Fahnenträger und Kanonen. Es dauerte volle 20 Minuten bis die Soldaten immer in kleinen Regimentern/Brigaden (oder wie auch immer) ihre Ablösung vollzogen hatten, nur damit danach das mitmarschierende Musikkorps mit geschätzten 60 Mann und Frau seine Parade abhalten konnte. Im Formationsschritt über den ganzen Platz, wieder auseinander, Trommlersolo, in Kreuzform durcheinander, wieder Aufstellung im Rechteck, mit der Posaunenspitze fast in die Zuschauer hinein. Auch wenn jemand nichts mit „Militärkrams“ und ähnlichem zu tun hat, aber jedem Musiker gehen hier die Ohren auf. Wahnsinnig toll, ich bin schlichtweg begeistert! 8)
081_Musikkorps Marsch
Weitere Besuche waren an diesem Tag das königliche Schloss selbst, das Museum Tre Kronor und die stadtälteste Kirche Storkyran. Bei allen diesen Einrichtungen bekommt man mit der Stochholmskortet freien Eintritt, ein Touristenpass dessen Kosten sich sehr schnell wieder relativieren. 🙂 Desweiteren folgte eine Bootstour um Djurgarden herum und ein kleiner Abendspaziergang durch Gamla Stan mit seinen kleinen engen Gässchen, winzigen Lädchen, Konditoreien, Postkartenständen und natürlich auch ein paar urgemütlichen Restaurants die mit nordischer Küche lockten (und gewannen 😉 ).
108_Själegardsgatan und Kindstugatan
Anschließend zog ich mit meiner neuen Kamera los um ein paar Nachtaufnahmen zu schießen. Beim Anblick der steilen Nordküste von Södermalm, dem Söder Mälarstrand fühlte ich mich auf einmal nach Kroatien versetzt. So boten sich ein paar wahnsinnig gute Motive und ich konnte an der Hafenpromenade die Zeit im Vollmondschein nutzen um ein paar Karten zu schreiben.
129_Söder Mälarstrand nah Allzu viel ist des Nachts in Schwedens Hauptstadt nicht los, das mag daran liegen dass ich erstens nicht danach gesucht habe und zweitens die viele Museen/Geschäfte um 17 Uhr und die Clubs um 23 Uhr ihre Pforten schließen.

Der nächste Tag sollte zum Kulturtag werden und so standen das historische Museum, das nordische Museum sowie das Stadtmuseum auf unserer Tagesliste. Eigentlich verraten die Namen schon alles bzw. die Museumsführer der Stockholmskortet die jeder Tourist bekommt geben genügend Infos so dass sich jeder Besucher individuell seinen Tagesplan zusammen setzen kann. Deshalb spare ich mir an dieser Stelle weitere Erklärungen. Auf Södermalm versuchten wir mit mehr oder weniger Erfolg ein paar typisch schwedische Häuser ausfindig zu machen, doch das Wetter ließ uns an diesem Tag leider etwas im Stich.

Kurz vor dem Rückflug vom Stockholm Arlanda International Airport um die späte Mittagszeit besuchten wir noch den Hagapark im Norden der Stadt. Dort kann man in aller Ruhe und Abgeschiedenheit (obwohl Stockholm nie den schäbigen Eindruck einer wirklichen Großstadt vermittelte, sondern freundlich und gemütlich 🙂 ) durch eine riesige Parklandschaft flanieren. Zum Abschluss besuchten wir mein neues Lieblingswort auf schwedisch, weil es so toll klingt: Fjärilshuset pa Haga, der älteste Wintergarten Stockholms mit angrenzendem Schmetterlingshaus. Wie wir in den Tagen zuvor schon in allen Museen oder Tiergehegen immer wieder erfahren durften verdammt gut eingerichtet als tropischer Dschungel — man kommt sich vor wie in einer anderen Welt. Und obwohl ich ständig damit zu kämpfen hatte, dass bei 100% Luftfeuchtigkeit die Linse der Kamera ständig beschlägt konnte ich endlich „pterois volitans“ richtig fotografieren, was mir zuvor verwehrt blieb 😆 Apropos Kamera: diese hat sich nun ja auf ihrem ersten Einsatz bewähren müssen und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden! 🙂 Wenn ein schlechtes Bild rauskommt ist meistens der Fotograf schuld, nämlich in diesem Fall ich selbst, was hauptsächlich an falscher Belichtung oder zu hohen ISO-Werten im Automatikmodus bei Innenaufnahmen liegt. 🙄

    Die besten Fotos von dem Kurzstädtetrip Stockholm finden der geneigte Leser auf der Fotoseite.

And finally: endlich durfte ich wieder fliegen 😉 YES! …wenn auch mit zwei Stunden Verspätung. Stockholm ist auf jeden Fall eine sehr schöne Stadt mit einem ganz besonderen Flair. Die vielen kleinen Inseln und Wasserwege tun ihr Übriges dazu. Man wird mit Freundlichkeit aufgenommen und fühlt sich auf Anhieb ziemlich wohl und heimisch.
Hej da Stockholm!