Testbericht Atoll AV100 & Atoll AV50 an Nubert NuLine CS-70

…in letzter Zeit beschäftige ich mich auch etwas intensiver mit der Suche nach einer veritablen Verstärkerlösung für eine Stereokette. Da mir die Berichte über die Atolls immer sehr gut gefallen haben […] bin ich (angestachelt durch diesen Thread: Atoll AV500 😉 ) zu dem Entschluss gekommen, dass doch nichts über das eigene Ohr geht. ➡ Also nicht lange gefackelt, sondern gleich mal einen kleinen Endstufenhörtest bei einem Kollegen aus dem NuForum angesetzt.

Wichtig: die nun folgenden Eindrücke beschreiben meine eigenen persönliche Meinung und sind somit keineswegs auf andere Personen übertragbar. Die Beschreibungen beruhen in keiner Weise auf technischen Fakten, sondern rein darauf was ich gehört habe!
Angefangen hatten wir heute nachmittag direkt mit der Stereokombi (CD-Player per regelbarem Ausgang direkt an der Atoll AV100 und der NuLine CS-70). Da mein Denon-Receiver zu umständlich zu transportieren gewesen wäre habe ich als Ausgleich genügend eigene Musik mitgenommen.

Ich brauchte ganz klar eine kleine Weile um mich in die anderen akustischen Gegebenheiten „einzuhören“. Ziemlich schnell stand fest, dass ich bei mir zu Hause wesentlich (wenn nicht gar zuviel :roll:) Hochton habe. Das liegt wahrscheinlich an der unterschiedlich starken Bedämpfung der beiden Hörräume. Es liegt ebenfalls nahe, dass dies auf die verschiedenen Boxenserien NuWave-/NuLine-Serie zurückzuführen ist. Deswegen werde ich im folgenden auch nicht näher auf den Hochtonbereich eingehen.
Ziemlich schnell fiel mir das Bassvolumen der Atoll auf. Ein voller sehr präziser und meines Erachtens schön angenehm sonor klingender Bass. 😀 Die AV100 begeisterte mich immer wieder mit dem satten Druck mit der sie die Bässe ohne Mühe in den Raum schob, es hat so einen gewissen Punch, der einerseits wahnsinnig viel Spass macht und auch (obwohl kein ATM und kein Subwoofer vorhanden ist) richtig schön in die Magengrube geht. 8) Ich war ehrlich gesagt etwas erstaunt, denn so einen Klanggewinn hatte ich mir nicht erwartet. 😯

Auch wenn manche Leser vielleicht die Endstufenausgangsleistung zu bemängeln haben: bei den Pegeln, die wir teilweise gefahren haben kam die Atoll sowie die Nuberts keineswegs in den Anschlagsbereich, da geht noch ordentlich mehr. Lautstärke war meines Erachtens zwischendurch durchaus auch mal auf „Live-Konzert“ Niveau. 😈 […] Was mich dann vor allem nach dem reduzieren auf normale Abhörlautstärke begeistert hat ist der Bassdruck. Dieser tolle Punch und der mächtige volle Klang war immer noch vorhanden! Sehr schön ist das Schwingen einzelner Bassseiten zu hören. So erinnerte mich der Bassbereich in etwa an den Klangcharakter von Aktivboxen, dabei klang er aber sehr homogen.

Zum ultimativen Härtetest haben wir die CD „DecksAndDrumsAndRockAndRoll“ von den Propellerheads herangezogen. Wer die Scheibe bei sich zu Hause hat, weiß was bei Track 10 los ist. 8) Ja – hier kam eine Klangeigenschaft der Atoll voll zur Geltung. Auch bei den komplexesten Passagen sortierte die Atoll wirklich alle Instrumente und Klänge fein säuberlich heraus und brachte so ein sehr sehr sauberes präzises und über alle Fälle überragend homogenes Klangbild zu Stande. 😀 Mein zu Hause stehender Denon AVR-3803 hat hier nicht den Hauch einer Chance! Ebenfalls kam hier die Schnelligkeit der Atoll sehr schön rüber. Der Ton ist aus und „zack“ es ist totenstill. 😈 Besonders schön ist dies bei „Money for nothing“ von den Dire Straits zu hören, die Schlagzeugschläge am Anfang. Extrem schnell und sauber, eine tolle Vorstellung! 😀

Als 2.Härtestest haben wir die 1812 Ouvertüre von Tchaikovsky genutzt (Telarc). Und jetzt wirklich ohne zu übertreiben: noch nie habe ich eine aufgenommene Pauke so fundamental vor mir stehen und klingen gehört!!! 8) Von den Kanonenschlägen ganz zu schweigen… Dagegen ist mein Denon wahrlich ein Witz, die Unterschiede sind wirklich eklatant!!! Jede weitere Beschreibung ist somit überflüssig…

In der akustischen Bluesschiene gefiel mir sehr gut die Differenzierung der einzelnen Instrumente. Sehr schön wurden Begleit-Percussions wie Bongo-Trommeln aus dem Klanggeschehen herausgelöst, die ich davor noch nie gehört hatte. Das Klangbild gestaltete sich sehr räumlich und sehr homogen. Es machte einfach nur richtig Spass zuzuhören! Hierzu übrigens unsere gemeinsame Empfehlung: Katie Melua mit dem Album „Piece By Piece“. Auf alle Fälle mal reinhören! 😉 Ich habe einfach nichts gefunden was es hier zu bemängeln gibt.

Gut – zu einem richtigen Test gehört natürlich auch ein kleiner Vergleich AV-Receiver zu Endstufe, also schnell mal die NuLine CS-70 an den Marantz SR7200 angeschlossen. Und siehe da auf einmal war die weite Bühne weg, alles klang irgendwie zusammengestaucht, der Bass war fast weg, Gesangsstimme verschwamm mit den Begleitinstrumenten eher zu eine Art Misch-Masch. Die Höhen klangen wesentlich schärfer und unangenehmer, der Bass ohne jeglichen Nachdruck und Volumen ➡ es klang einfach richtig langweilig ❗

Nach erneutem Zurückstecken auf die Atoll – ach ja: da war dieses voluminöse stimmige klare räumliche musikalische Klangbild wieder da. Somit fiel unser Direktvergleichstest entsprechend kurz aus, die Unterschiede waren so eklatant, dass sie selbst in einem Blindtest (den wir nicht durchgeführt hatten) IMHO sofort zweifelslos erkannt werden würden.
So haben wir den Rest des Nachmittags damit verbracht einfach nur gute Musik zu hören. 😀 Dabei fiel mir noch eine Eigenart der Atoll AV100 auf, die ich eindeutig nicht auf die Raumakustik oder die NuLines schiebe! Also die Atoll klingt für meine Begriffe wirklich sehr musikalisch, der berühmt-berüchtigte „Fuss-im-Takt-Mitwackler“ kam von ganz alleine. 😆 Das Klangbild ist in sich sehr stimmig und wahrlich sehr homogen. Sehr schön gefiel mir die Eigenschaft gerade Bass-Drums mit ordentlich Druck und Präzision durch den Raum quasi zu katapultieren ohne dabei jegliche Anzeichen von einem „harten“ Klangbild zu erzeugen. Die Instrumente klangen schön „weich“ – aber dabei auch gerade bei sehr komplexen Passagen sehr genau umrissen. Ich tue mir wirklich schwer dieses angenehme wohlig voluminöse Klangbild auf der einen und die sehr kraftvolle akzentuierte nachdrückliche Wiedergabe in Worten zusammenzufassen. 🙄 Vielleicht ist es genau das, was allgemein hin als röhrenartiger Klang bezeichnet wird. Mir hat’s jedenfalls gefallen! Durch den manchmal sanften Klang war das Hören wirklich sehr angenehm – auch nach Stunden wollten keine Anzeichen von Ermüdung sowohl seitens der Endstufe als auch seitens unserer Ohren aufkommen. 😀
Schließlich sind wir dann auch mal bei Mehrkanal gelandet. Im Versuchsaufbau wird als Center-Lautsprecher ebenfalls ein NuLine CS-70 verwendet, als Rears werkelt ein Päärchen der DS-50, angetrieben von einem Atoll AV50. Als Testmaterial diente „Hell Freezes Over“ von den Eagles und „Jarre in China“ sowie ein paar Filmausschnitte. Zwei Sachen fielen mir besonders auf:

1) Die NuLine DS-50 machen wirklich einen hervorragenden Job. Obwohl ich zu Hause das entsprechende Kompendant aus der NuWave-Serie stehen haben: was da rauskam war schlichtweg als phänomenal zu bezeichnen. Das hätte ich den Boxen wirklich nicht zugetraut! Also an alle Besitzer der kleinen Rears: ruhig mal auf Large stellen und entsprechend antreiben. Ihr werdet Ohren machen! 😀 btw haben auch meine großen DS-55 ihre Daseinsberechtigung, da damit nochmal mehr Druck, Volumen und einhüllender, umgebender Klang vorhanden ist!

2) Obwohl unterschiedliche Verstärkerleistungen für die Fronts/Center und die Rears zur Verfügung standen ist das Klangbild wirklich phänomenal geschlossen, enorm stimmig und schlichtweg sehr homogen. Da passte einfach alles zusammen, das Klangbild war in sich (auch im Stereobetrieb) enorm stimmig. Wirklich sehr angenehm zu hören. Ich konnte keinen „Knick“ im Klanggeschehen ausmachen.

3) Da jetzt die Endstufen nicht mehr direkt angesprochen wurden, sondern die Vorstufe des Marantz zur Decodierung von diversen DTS-Tonspuren herhalten musste war auch ein Unterschied im Klangbild wahrnehmbar. IMHO klang alles etwas unpräziser, die Durchzeichnung komplexer Klanggebilde war nicht mehr so gegeben, es fehlte für meine Begriffe der gewisse letzte Kick. Die zuvor im Stereobetrieb entstandene Faszination vom Klangbild wollte mich einfach nicht so recht ergreifen…

Bei genauerer Inaugenscheinnahme (Rechtschreibung?) konnte ich auch in der Verarbeitungsqualität keinerlei Mängel ausmachen. Die Frontplatte 8) ist schön gearbeitet und eingepasst. Die rückwärtigen Anschlüsse sind von guter Qualität – auch wenn die Atolls quasi nach dem Baukastenprinzip aufgebaut sind – da kann ich nicht meckern! Gut gefällt mir der schlichte Purismus, den die Atoll optisch an’s Tageslicht legt. 😉

Ja und weil das Thema hier auch bestimmt große Beachtung findet: selbst am Ende unserer Hörsession nach langem und lautem Filmbetrieb wurden die Atolls gerade mal handwarm. Mein Denon wird da selbst im Radiobetrieb mindestens genauso warm! Eine Heizung ist es jedenfalls beileibe nicht! 😆
Dieses posting beinhaltet meine noch sehr frischen unmittelbaren Eindrücke von der Atoll. Inwiefern die Raumakustik oder die NuLines zum Hörergebnis beigetragen haben vermag ich nicht genau zu beurteilen. Festzustellen bleibt für mich, dass die Atoll wirklich in allen Belangen enorm homogen spielt. Überrascht war ich, dass eine einzelne Endstufe in der Lage ist auch komplexe Klanggebilde gut differenziert und klar umrissen in den Hörraum zu stellen. Der voluminöse sonore Bass trifft mit seinem gewissen Punch genau meinen Geschmack. Im Hochtonbereich konnte ich hingegen keine wirkliche Verbesserungen ausmachen. Im Nachhinein bleibt an mir so ein gewisses Faszinosum haften, so ein seidiges angenehm warmes Klangbild hatte ich zuvor noch nicht gehört – es trifft ziemlich genau meinen Geschmack und wird wohl allgemein als musikalisch bezeichnet. Für mich waren die Unterschiede von AV-Receiver zu Endstufe sofort hörbar, die Unterschiede fielen größer aus als ich erwartet hatte.

Doch Vorsicht: das mag jeder Hörer anders sehen bzw. hören – vielleicht auch gar keine Differenz bemerken. Ebenfalls schließe ich nicht aus, dass es diverse andere Hersteller gibt die gleich gute oder bessere Endstufen fabrizieren – wobei das „besser“ immer im Auge bzw. im Ohre des Betrachters liegt. Ohne Zweifel – Endstufen klingen (genau wie Vorstufen) unterschiedlich! In welchem nachhvollziehbaren Ausmaß und in welchen Preiskategorien sollte jeder für sich selbst ausmachen.

Die Atoll hat einen eigenen Klangcharakter, der beileibe nicht jedem gefallen muss und soll! Es gibt bestimmt preiswertere, kraftvollere, präzisere und auch besser differenzierende, räumlich klingendere Verstärker… Aber die Kombi all dieser Eigenschaften macht’s, mir gefällt das Atoll-eigene Klangbild sehr gut und ja – schaun‘ wir mal was in nächster Zeit aus meinem Wunsch nach einer separaten Stereokette so wird… 😉
[…]

P.S.: Na ich bin mal gespannt wer mich als erstes für die Länge des Beitrags steinigen will… 😈 Gar keine technischen Fakten – nur „Gelaber“… 😆

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geschrieben am 26.03.2006
Originalthread unter http://www.nubert-forum.de/nuforum/ftopic12958.html

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