DIY Bastelanleitung poröse Absorber part#1

[…] Wie es sich so ergibt liest man ja immer mal wieder etwas über Raumakustik. Manche Hifi-Freunde räumen ihr einen riesengroßen Stellenwert ein, andere kümmert das einfach herzhaft wenig – so wie mich. Über die Zeit wuchs dann aber mein Interesse vielleicht doch etwas in Sachen Raumakustik auszuprobieren.Hier möchte ich kurz auf ein paar ganz interessante Threads verweisen, die mich – neben vielen weiteren threads – in dieser Angelegenheit persönlich sehr sehr angesprochen und für mein Interesse sehr förderlich waren: 😀

Bericht: die versteckten Klang-Potentiale in der Raumakustik
Kleines Experiment zum Thema Raummoden

.:: Bauanleitung: Plattenresonator! (mit vielen Bildern) ::.
Aktiver Bassabsorber
Absorberplatten mal ganz anders

[…]

Momentan steht mir folgender Hörraum zur Verfügung:
Länge: 5,5m / Breite: 4,0m / Höhe: 2,5m

Die Raumeigenmoden darf sich nun jeder selber ausrechnen, nach dem Verkauf meines AW-7 Subbels ist das ganze nicht mehr sooo wichtig. 😉 Folglich habe ich auch nicht das große Bedürfnis mir Tiefbassabsorber wie Plattenresonatoren oder Helmholtz-Resos zu basteln. Die Fronts stehen nach BlueDanub’scher Rechnung auf 1/5, der Hörplatz auf 3/5 – sowie auf die Breite gesehen exakt im Stereodreieck. Das hat wirklich enorm viel gebracht!

➡ Ziel der Raumakustikverbesserungsmaßnahmen ist also eine Verminderung der ersten seitlichen Reflektionen von Seitenwänden, Boden und Decke für die Front-Nubis sowie allgemein die starken unangenehm klingenden Höhen zu mindern und eventuell dem Bass etwas das Dröhnen abzugewöhnen. Der Teppich war schnell nebenbei gekauft, irgendein Effekt war erwartungsgemäß natürlich nicht vernehmbar. 🙄 Ziemlich schnell war klar, dass ich echte Schaumstoffabsorber brauche. Wichtig als Student: günstig sollen sie sein – ich will auch in ein mir unbekanntes Thema (die Raumakustik) nicht gleich zig hunderte von Euronen investieren, ohne mir überhaupt eines positiven Effekts gewiss zu sein. 🙄 Das günstigste was ich gefunden habe sind Absorber der Firma AixFoam. Wenn man desweiteren die auf der homepage angegebenen Absorptionsgrade mit denen der Konkurrenzprodukte vergleicht, so scheinen diese auch am effektivsten zu sein – das kommt mir grade Recht. 🙂

Es verging enorm viel Zeit in’s Land bis ich mich für die richtige Dicke und Menge der Absorber entscheiden konnte – man will ja nix falsch machen. 🙄 So habe ich 2 Pakete der 5cm dicken Absorberplatten bestellt. Die Lieferung dauerte zwar knapp 2 Wochen, aber den Spass den ich hatte, als ich die riesengroßen Pakete (je 100x50x40 cm) locker flockig mit zwei Händen vor der staunenden Menge wartender Kunden im Postamt kinderleicht hochstemmte und mit einem heuchlerischen Grinsen auf dem Gesicht vorbeispazierte, den kann mir keiner mehr nehmen. 8)

Die Absorber sind anthrazit-farben, sehr reißfest. Meines Erachtens eine gute Qualität. 😀 Da die Absorberplatten jeweils die Größe 100x50x5 cm aufweisen kann ich nicht sonderlich viel damit anfangen, sondern muss diese erst auf die richtige Größe bringen. Das geht vom Prinzip her ganz einfach:

– Absorber auf den Boden legen
– Trennstelle markieren (z.B. mit Klebeband)
– ein gerades Stück Holz oder ein großes Lineal auf die Markierung legen
– mit einem Schnitzelmesser an dem Holzstück entlangschneiden, so dass eine gerade Linie entsteht
– ein paar mal wiederholen und der Absorber ist in 2 Hälften zerteilt
– Absorber wieder aufheben 😆

Nachdem nun alle Absorber auf die richtige Größe gebracht wurden sollten sie noch in der entsprechend gewünschten Dicke wieder zusammengefügt werden. Da ich von vornherein ausgeschlossen hatte einen extra Spezial-Klebstoff zu kaufen oder mit doppelseitigem Klebeband zu hantieren (wer weiß welche akustischen Auswirkungen das hat) habe ich die Absorber ganz einfach mit einer Schnur umwickelt und sozusagen zu Absorberpaketen in der richtigen Größe zusammengeschnürt. Das Prinzip ist auf folgendem Bild zu erkennen:

Desweiteren sieht man hier auch schon die Verkleidung die ich für die Absorber gewählt habe. Das anthrazit der Absorber ist ja nunmal leider nicht sonderlich wohnraumtauglich. 😕 Bei den Preisen für echten Akustikstoff hat’s mir dann die Schuhe ausgezogen, das ist ja eine echte Frechheit! 😈 Folglich musste wieder eine sehr preisgünstige Lösung her, die sowohl leicht, durchlässig als auch farbneutral ist. Die Lösung fand ich in einem ganz normalen Spannbettlaken für jedes gebräuchliche Bett. Hier tut es selbstverständlich auch ein dünner Bettwäschebezug, ich konnte mich aber nicht für ein passendes Farbmuster entscheiden, so blieb ich bei uni-weiß. Die hier möglichen Farb- und Gestaltungsvarianten sind also grenzenlos! 8) Kosten für drei Spannbettlaken a 200×100 cm: 9 €! Die Absorber werden dann so bezogen, dass entweder der Spanngummi des Lakens direkt anliegt oder ganz einfach straff gezogen und mit einem üblichen Haushaltstacker zusammengetackert.

Im Endeffekt kommen dann folgende Endprodukte auf der Fertigungsstrasse heraus:

1) Absorber links

Dieser hat die Maße 100x75x10 cm (BxHxT). Die Dicke von 10 cm wird einfach durch das Aufeinanderfügen von zwei Absorben erreicht. Angebracht ist er mit einem Abstand von ca. 3,5 cm zur Wand, erzielt mit einfachen Holzlatten. Insgesamt steigt somit die Wirkung des Absorbers zu tiefen Frequenzen hin. Die genaue Position für den Absorber kann man entweder mit dem Spiegeltrick herausfinden oder sich das ganze haargenau ausrechnen – Pythagoras lässt grüßen. Die Befestigung erfolgt mit Hilfe der Schnüre die den Absorber zusammenhalten, diese werden einfach um Nägel, die in den Holzlatten eingeschlagen sind herumgewickelt e voilá! 😀 Die Optik ist – im ersten Moment – mit Sicherheit gewöhnungsbedüftig, es sieht aus als ob ich eine halbe Matratze an der Wand hängen hätte. Aber man gewöhnt sich an vieles… 😉

2) Absorber rechts

Dieser ist 100x75x5 cm (BxHxT) groß und direkt auf dem Schrank montiert. Ich habe ihn absichtlich nicht wie links auch 10 cm dick gemacht, da dies einerseits die Optik sehr stören würde und sonst eventuell auch ein akustisches Ungleichgewicht aufgetreten wäre (rechts steht immerhin ein riesen Regal und ein Schrank, links nur ein Bett). Der Schrank ist 2-türig, aber so raffiniert designed, dass er quasi 2 Flügeltüren hat, die sich beim Öffnen des Schrankes jeweils zueinander aufklappen. Die Schranktür besteht somit aus 4 Teilen. In Folge dessen ist der Absorber auch in 4 Teile unterteilt, die ganz einfach wieder mittels einer um die jeweilige Schranktür gewickelten Schnur befestigt sind. Die Knöpfe des Schrankes habe ich abmontiert und durch Schlingen ersetzt, man kann es auf dem Foto ganz gut erkennen.

3) Absorber für die Decke

Maße: 200x100x5 cm (BxTxH). Dieser war am einfachsten „zuzuschneiden“ – wer ordentlich mitgelesen hat weiß warum. 😆 Da der Spiegeltrick zur Positionsbestimmung hier nur sehr schwer bzw. gar nicht anzuwenden ist, muss man sich das ganze eben ausrechnen oder abschätzen. So kann die passende Größe exakt ermittelt werden. Die Befestigung dieses Absorbers bereitete mir so einige Schwierigkeiten. 🙄 Die Decke ist so fest (direkt unterm Flachdach), dass selbst ein Schlagbohrer chancenlos ist und nicht mal 2 mm weit hineinbohren kann. 😯 Nächste Idee: doppelseitiges Klebeband. Keine Chance, durch die spezielle Struktur des Absorbers und dessen sehr geringe plane Oberfläche hält das einfach nicht. 😕 Weitergedacht kam ich dann zu der Idee, dass ich vielleicht von links nach rechts wieder zwei Schnüre spannen könnte, um die Absorber einfach darauf zu legen. Beobachtung: Schnur dehnt sich um ca. 30 cm nach unten und landet mitten in der Lampe. Sieht außerdem besch*** aus. Folglich das ganze Spiel nochmal, diesmal allerdings mit einer Befestigung der Schnur direkt an der Kante Wand/Decke um alles möglichst straff zu spannen. Beobachtung: Nagel hält den Zug nicht aus, reißt mitsamt halber Wand gnadenlos wieder raus. 😈 Dann hatte ich erstmal gestrichen die Nase voll bis zur rettenden Idee: ein richtiges Seilzugsystem muss her. Folglich schnell zum Baumarkt und Drahtseil, Haken, Spanner besorgt. Kostenpunkt: ca. 10 €. Zur Sicherheit habe ich die Dübel gleich mal komplett in die Wand eingespachtelt. Für mehr Power! HARHARHAR! 8) Ergebnis: hält bombenfest und sieht auch noch ganz schick aus. Zudem habe ich noch ein bißchen Abstand zur Decke eingeplant (ca. 15 cm) um den Absorber zu den Tiefen hin etwas effizienter zu machen.

4) Kantenabsorber für vorne links

Dieser hat die Ausmaße 50x50x66,6 cm (BxTxH). Um überhaupt einen effizienten Tiefbassabsorber aus porösen Absorbern herzustellen muss eben geklotzt und nicht gekleckert werden. 😆 Trotzdem ist die Größe nicht störend, der Absorber füllt das leere Eck nun endlich ordentlich aus. Für die bessere Optik liegen untendrunter noch 2 Holzlatten um in etwas anzuheben um obendrauf eine Holzpalette um die Oberseits z.B. als Ablageplatz zu benutzen. Hierfür habe ich noch eine irgendeine kleine passende Lampe in Planung.

Meine Überlegung ging erst dahin mehrere kleine Kantenabsorber im Zimmer zu verteilen, ich konnte mich dann aber aufgrund des theoretischen Einkaufspreises doch nicht dazu durchringen. Die positive Wirkung halte ich im Nachhinein gesehen auch für etwas fragwürdig.

Finalement le Hörprobe:

Also es klingt definitv anders wie vorher! 😯 Über das Ausmaß war ich dann allerdings doch etwas erstaunt:

– die (Mitten)ortung hat sich extremst verbessert. Vorher hörte ich einen Sänger aus ca. 50 cm Breite, man hörte, dass der Klang direkt an den Lautsprechern entsteht, zwischen Lautsprecher und virtueller Mitte entstand eine gewisse Räumlichkeit. Nun höre ich den Sänger aus ca. 30 cm Breite, der Raum wie auch die Lautsprecher geben laut meinem Ohr keinen Mucks von sich, also schalltoter Raum. Beeindruckend! 😯 Geradezu mitreißend ist diese tolle Ortung wenn Instrumente halblinks oder halbrechts abgemischt sind. Oder wenn irgendein Effekt einfach nur von links nach rechts wechselt. 😀 Mit der Situation ohne Optimierung nicht zu vergleichen. 😕 Die tolle Ortung ziehe ich eindeutig jeder Form von irgendwelcher Räumlichkeit vor, wer es mal gehört hat wird es nachvollziehen können. 😉

– Die scharfen unangenehmen Höhen sind komplett weg. 😳 Nix, sehr angenehm so zu hören. Das ganze Musik hören gestaltet sich für meinen Geschmack wesentlich angenehmer und macht richtig Spass! Ich habe auch den Eindruck als ob der Bassbereich etwas an Präzision gewonnen hat und somit straffer aufspielt.

– Was mir negativ aufgefallen ist: zu Beginn hatte ich einen Einbruch der Dynamik im Vergleich zum Raum ohne Absorber zu beklagen. Ganz klar: mit Absorbern schwingt eben nichts mehr mit und der Raum macht nicht mehr den Großteil der Musik, sondern eben die NuWaves. Inzwischen habe ich mich aber gut daran gewöhnt. Desweiteren habe ich manchmal das Gefühl, dass die Mitten und eventuell die Höhen etwas dumpf wären. Nun, das sind auch die absorbierten Frequenzen – logisch – aber es klingt dann irgendwie ungewohnt. Mit dem ATM lässt sich dies auch nur ansatzweise korrigieren. Ich weiß somit nicht so recht, ob das so seine Richtigkeit hat, die Aufnahme einfach nur schlecht abgemischt ist, der Raum durch die Absorber vielleicht überdämpft ist oder ich mich manchmal eben schlichtweg noch an die neue Akustik gewöhnen muss. 🙄

– Etwas ist mir aber sehr positiv aufgefallen, was ich überhaupt nicht erwartet hatte, mich aber jedesmal auf’s Neue begeistert. Man hört auf einmal jedes noch so kleine Detail in der Musik. Es kommt mir so vor als ob jedes Fitzelchen an Informationen auf der Platte quasi herausgeschält wird. Dies sind solche Sachen wie das Lippengeräusch des Sängers oder das exakte Timbre eines Schlagzeugs, das genaue Anzupfen und Schwingen einer Gitarrensaite etc. 😀 Genial! 8) Insbesondere ist diese akustische Verbesserung bei sehr sehr schnellen Musikteilen zu bemerken. Ich erkläre mir diesen wirklich phänomenalen Effekt in etwa folgendermaßen:

vorher: Musikimpulse im 1 Sekunden-Rhythmus / Nachhallzeit 2 Sekunden / der nächste Impuls ist nicht sauber zu erkennen, da der vorherige noch im Raum nachschwingt

mit Absorbern: Musikimpulse im 1 Sekunden-Rhythmus / Nachhallzeit 0,5 Sekunden / jeder Impuls ist präzise zu hören

Ich hoffe, dass ich zumindest das Prinzip hier richtig skizziert habe. 🙄

Hier noch einmal ein kurzer Überblick:

Fazit

Geringe Kosten, wenig Arbeit mit riesiger Wirkung, die meine Erwartungen sprengt! Kauftipp! Zum Nachbau wird dringendst geraten (und sei es nur irgendwas mit der Raumakustik, Hauptsache dass)! Ein geniales neues Hörgefühl, dass ich nicht mehr missen möchte!

vor zu DIY Bastelanleitung poröse Absorber part #2

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geschrieben am 25.05.2006
Originalthread unter: http://www.nubert-forum.de/nuforum/ftopic14707.html

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